Vom Hype zur Praxis: Wie Generative AI die Kanzleiwelt (und jede Form von Beratung) neu erfindet

Ein Erfahrungsbericht von unserem Gastvortrag an der Technischen Hochschule Nürnberg

1. Warum dieses Thema?

Digitalisierung war gestern – Generative AI ist heute das eigentliche Beschleunigungsmoment in hoch­regulierten Wissens­berufen. In meinem Vortrag „AI in der Kanzleiwelt – ein radikaler Shift in hoch­spezialisierter Wissensarbeit“ durfte ich rund 20 Studierende des Fachs Digitale Transformation an der TH Nürnberg mit auf eine Reise nehmen: von der klassischen Billable-Hour-Logik hin zu KI-gestützter Wertschöpfung, die innerhalb von Sekunden erste Vertrags­entwürfe, Marktanalysen oder Litigation-Briefs liefert.


2. Drei Kernthesen aus der Diskussion

TheseWas heute schon sichtbar istWarum es alle Beratungsberufe betrifft
LLM-Funktionen statt Fine-Tuning-MonsterAPIs wie OpenAI, Anthropic oder Mistral lassen sich in Stunden integrieren – jede Fach­applikation bekommt ihren Copilot-Knopf.Egal ob Kanzlei, Steuerberatung oder Strategieberatung: Routine-Recherche und erste Entwürfe werden Maschinen­aufgabe.
Kosten-Platzhirsch wird zum Commodity-ZwergGPU-Preise fallen, Token-Kosten um > 80 % gesunken – selbst Mittelstands­kanzleien können sich Millionen-Token-Pakete leisten.Wer Zeit verkauft, verliert Margen. Beratende müssen Wert über Kreativität, Kontext und Storytelling liefern.
Pipeline-Deadlock drohtJunior Associates/Consultants erledigten früher das „Handwerk“. KI erledigt genau diesen Teil.Ohne Nachwuchs, der Erfahrung sammelt, fehlt mittelfristig die nächste Expert*innen­generation – neue Ausbildungs­modelle sind nötig.

3. Harvey AI als Game Changer

  • Funding: $250 Mio Series D (Mai2025) – aktuelle Bewertung bei 5 Mrd USD.
  • Adoption: 8 der 10 größten US-Kanzleien nutzen Harvey in Pilot oder Roll-out.
  • These: Harvey wird zur größten „Law Firm“ der Welt – nicht wegen eigener Anwälte, sondern weil es den juristischen Maschinenraum global skaliert.

Implikation: Rechts­beratung wird zunehmend „Mesh Service“: Fachanwalt + Copilot + Branchen-Daten. Genau diesen Dreiklang müssen künftige Berater*innen beherrschen.


4. Skill-Shift für Wirtschaftsinformatiker:innen

  1. Orchestrator-Mindset – Daten­quellen, Modelle, Prompt-Standards verbinden.
  2. KI-Governance – Audit-Trails, AI-Act-Compliance, Risiko-Kontrollen.
  3. Story-Engineering – Roh-Output kuratieren, verdichten, in Mandanten­sprache übersetzen.

Unsere 2 × 2 Career Map zeigt: Wert entsteht an der Schnittstelle hohe Tech-Affinität × tiefe Domain-Expertise.


5. Was bedeutet das für Kanzleien und Beratungen?

  • Pricing neu denken: Hours → Outcomes, Flat-Fee-Modelle mit KI-Boost.
  • Talent-Pipeline sichern: Duale KI-Programme, Mentoring in „Human-in-the-Loop“-Szenarien.
  • Tech-Roadmap beschleunigen: Pilot-Projekte noch 2025 evaluieren, um Mandate nicht an schneller agierende Wettbewerber zu verlieren.

6. Ein großes Dankeschön

Mein Dank gilt Prof. Dr. Michael Lang und seinen motivierten Studierenden für die Einladung und den intensiven Austausch – ein klarer Beleg dafür, dass die nächste Generation von Berater*innen die KI-Revolution nicht nur beobachtet, sondern aktiv gestalten will.


7. Lust auf mehr?

Ob Executive-Briefing, Inhouse-Workshop oder Hochschul­vortrag – wir bei F.ECTIVES begleiten Kanzleien und Beratungen seit Jahren bei der pragmatischen Einführung von KI-Lösungen. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Ihre Organisation fit für „AI-as-a-Market-Participant“ machen möchten.

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