Die unsichtbare Falle in einer von KI dominierten Ära: Warum wir die digitale Transformation nicht vergessen sollten

AI dominating Digital

In den letzten 12 Monaten hat das Thema Künstliche Intelligenz (KI) die Weltbühne erobert und ist in fast allen Bereichen unseres Lebens präsent. Von spektakulären technologischen Fortschritten bis hin zu alltäglichen Anwendungen in unserem persönlichen und beruflichen Umfeld hat KI die Aufmerksamkeit fast aller auf sich gezogen. In diesem Innovationsrausch scheint jedoch ein (aus meiner Sicht) viel entscheidenderes Thema in den Hintergrund getreten zu sein: die digitale Transformation. Lange Zeit als das Buzzword schlechthin gefeiert und damit vielleicht schon etwas abgenutzt, scheinen „Digitalisierung“ und „Digitale Transformation“ mittlerweile aus der aktiven Kommunikation verschwunden zu sein. Vor allem in der technikaffinen LinkedIn-Blase. Doch hinter diesem scheinbaren Rückgang der Sichtbarkeit verbirgt sich eine tiefere, drängendere Herausforderung, die wir nicht ignorieren sollten.

Die Digitalisierungsfalle: Ein Weckruf für Unternehmen im Wandel

In einer Zeit rasanten technologischen Fortschritts stehen die Unternehmen an einem kritischen Scheideweg. Die digitale Transformation, ein Begriff, der in den Korridoren der Geschäftswelt allgegenwärtig geworden ist, birgt sowohl enorme Chancen als auch versteckte Gefahren. Der häufigste Fehler, den ich beobachte, ist das, was ich als „Digitalisierungsfalle“ bezeichnen würde. Viele Unternehmen verstehen unter digitaler Transformation lediglich den Einsatz neuer Technologien zur Verbesserung ihres bestehenden Geschäfts. Sie sehen sie als Mittel zur Kostensenkung, Optimierung und Effizienzsteigerung. Doch diese Sichtweise greift gefährlich kurz.

Die eigentliche Digitalisierungsfalle entsteht aus einer tiefen Verliebtheit in das bestehende Geschäftsmodell, die dazu führt, dass jede neue Technologie nur als ein weiteres Werkzeug gesehen wird, um auf die gleiche Weise zu agieren wie in der Vergangenheit. Erinnern wir uns daran, wie etablierte Unternehmen das Aufkommen des Internets sahen: als eine neue Form des Fernsehens, der Telefonie, der Zeitschriften, des Einzelhandels. Ein altes Sprichwort sagt: „Für einen Jungen mit einem Hammer sieht alles wie ein Nagel aus“. In der Geschäftswelt: „Für einen Manager mit einem seit langem erfolgreichen Unternehmen sieht jede Technologie wie ein weiterer Hammer aus“.

Diese Form der Kurzsichtigkeit und Selbstgefälligkeit ist oft tief verwurzelt in der Rückspiegelperspektive, die viele Unternehmen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Theodore Levitt prägte den Begriff „strategische Kurzsichtigkeit“, um zu beschreiben, wie Unternehmen in Zeiten des Wandels scheitern, weil sie sich auf ihre bestehenden Produkte konzentrieren, anstatt sich auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zu konzentrieren. Erfolg führt oft zu Selbstgefälligkeit und einer noch stärkeren Neigung, die Zukunft auf der Grundlage der Vergangenheit zu definieren.

Das wirklich Schwierige an der digitalen Transformation ist nicht die Technologie selbst, sondern die Veränderung, die sie von Ihrem Unternehmen verlangt – Ihr Geschäftsmodell, Ihre Denkweise, Ihre Kultur. Wenn Ihr Ziel nur darin besteht, Ihr bestehendes Geschäft zu optimieren, überlassen Sie die digitale Transformation Ihrer IT-Abteilung, während der Rest Ihres Unternehmens unverändert bleibt. Das ist möglich und sorgt womöglich für weniger Stress, aber genau hier liegt die Falle.

Digitalisierung ist riskant, nicht weil die Technologie an sich gefährlich ist, sondern weil eine eingeschränkte Sicht auf das, was digitale Transformation bewirken kann, Ihr Unternehmen in Gefahr bringt. Noch ist es nicht zu spät zu erkennen, dass digitale Transformation mehr ist als die Optimierung des Bestehenden. Es geht darum, über das Kerngeschäft hinaus zu wachsen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden und sich an die sich ständig ändernden Bedürfnisse der Kunden anzupassen.

Lassen Sie uns nicht in die Digitalisierungsfalle tappen. Wem es gelingt, die digitale Transformation als das zu begreifen, was sie wirklich ist: eine Chance, neu zu denken, neu zu gestalten und neu zu erfinden. Wer hier nicht zögert, sondern anpackt, dem wird es mit Sicherheit gelingen, sein Unternehmen nicht nur heute erfolgreich zu steuern, sondern vor allem auch für die Herausforderungen von morgen gerüstet zu sein.

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